Galgenhumor und Selbstbeleidigung als Copingmechanismus

Galgenhumor und Selbstbeleidigung als Copingmechanismus

Vorab kurz eine Triggerwarnung, ich schreibe in diesem Beitrag über SVV und Galgenhumor der sich über die eigenen Suizidgedanken lustig macht.
Wenn das nichts für dich ist, empfehle ich diesen Beitrag nicht zu lesen.

Drei Tage lang, hab ich mich nun mit ’nem eigentlich guten Freund gezofft, wegen einem Copingmechanismus, den ich bei mir anwende und der ihm nicht gefällt.
Es kommt vor, dass ich mich manchmal selbst runter mache, oder negative Gedanken über mein Leben äußere, wenn ich gerade in dieser Gefühlsebene bin.
Zum Beispiel, wenn man mir »Das ist echt mies« als Vorlage gibt, dann kann es passieren, dass ich mit »So wie mein Leben« antworte.
Das ist kein böswilliges runtermachen von mir selbst, es ist schlichtweg das, wie ich mein Leben in dem Moment wahrnehme.
Es kommt auch durchaus vor, dass ich mich manchmal selbst als „unfähiges Stück Scheiße“ betitel.
In den seltensten Fällen sehe ich mich wirklich selbst so, ich bin mir, trotz meiner Depression und dieser Äußerungen, durchaus über meinen Wert bewusst, auch wenn das wirklich ein Jahrzehnt gedauert hat um das zu begreifen und noch immer nicht 100% verankert ist, aber darum soll es gerade nicht gehen.

Ich mache mich über meine eigenen Narben lustig, indem ich sage »Ich bin eine depressive Zwiebel, ich schneide mich selbst und weine dabei.«
Ich mache mich über meine Suizidgedanken lustig indem ich sage, dass ich mich mit ’ner Lichterkette an einer Regenrinne aufhängen gehe.
Ich meine das an keiner Stelle wirklich ernst und genauso ist es auch wenn ich mich als „dummes“ oder „unfähiges Stück Scheiße“ betitel.
Meistens kommt das in den Situationen von mir, in denen ich mich einfach dumm angestellt habe.
Ich verbalisiere meine Gedanken dann in dieser Form, damit sie nicht noch Tagelang unausgesprochen in mir gären und sie keine Chance haben größer zu werden, überhand zu nehmen.
Es ist ein simpler Mechanismus, der einfach mich vor dem in mich reinfressen schützt.
Mitte Juni, haben „Freunde“ von mir, mich geghostet. Nach meiner Trauer und der Wut darüber hab ich mir gesagt »Okay, dann bin ich halt das Arschloch, ist mir egal. Die sind es nicht wert.«
Das war einfach das, was ich in dem Moment brauchte.
Der Humor und die Überspitzung brechen das Konstrukt auf, so makaber und düster es auch sein mag, es hilft mir und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin.
Lieber beleidige ich mich selbst auf diese Art und Weise, als wieder zur Klinge zu greifen, vor allem weil ich seit etwas mehr als einem Jahr wieder Clean bin.

Besagtem Freund vom Anfang passt mein „selbst-fertig-machen“-Copingmechanismus nicht.
Es würde ihn verletzen wenn Leute die ihm wichtig sind so über sich selbst sprechen.

Lasst euch gesagt sein: Eure Copingmechanismen gehen NUR euch etwas an, solange ihr damit niemanden aktiv gefährdet oder verletzt und mit aktiv meine ich bewusst andere angreifen (sowohl verbal als auch nonverbal) oder bewusst eben gefährden indem ihr Schwachpunkte Anderer aufgreift und diese mit Absicht triggert.
Also wenn ihr zu jemanden hingeht und ihm sagt: »Kein Wunder, dass dich niemand liebt«, dann ist das aktiv.
Wenn ihr in einer Situation sagt: »Scheiße, ich bin halt auch echt dämlich«, dann ist das nicht aktiv gegen jemanden außer euch gerichtet und somit in Ordnung.

Wenn Andere mit eurem Coping in der Form nicht klar kommen, wie zum Beispiel in meinem Fall, dann ist das nicht euer Problem!
Andere Menschen müssen lernen damit umzugehen, wenn sie sowas belastet und sie mit dieser Art nicht umgehen können, oder sie müssen dann selbst den Abstand suchen.
Eigenschutz geht immer vor, also geht auch euer Coping für euch vor, denn ein Copingmechanismus ist nichts anderes als eine Bewältigungsstrategie und somit ein Schutzmechanismus für euch.

Also, lasst euch nicht unterkriegen!