Konzert; Jan Hegenberg in Berlin / Jugend- und Kulturzentrum Spirale / 27. September 2024

Konzert; Jan Hegenberg in Berlin / Jugend- und Kulturzentrum Spirale / 27. September 2024

Dieses Konzert war Teil eines Wochenendausflugs nach Berlin.

Mein Kumpel B. und ich steigen im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf an der Konstanzer Straße aus der U-Bahn aus und verlassen die Station.
Ich lotse ihn mit Hilfe von Maps über die Straße nur um festzustellen, dass mein Maps auf meinem Handy mich mal wieder verarscht und wir bereits auf der richtigen Seite standen.
Also über die Ampeln an der Kreuzung wieder zurück, an einem Gebäude entlang und an einer Tankstelle vorbei, anschließend biegen wir nach Rechts ab.
B. macht schon die ganze Zeit Witze darüber, wie gut er die Idee fänd, mich als StandUp Comedian Vorprogramm für Jan Hegenberg auf die Bühne zu stellen.
Natürlich widerspreche ich dieser Idee, immerhin habe ich eine social anxiety, auch wenn ich diese mittlerweile gut im Griff habe, ich befürchte, das Lampenfieber würde mich in dem Moment trotzdem umbringen.
Wir biegen erneut nach Rechts ab, vorbei an einem Polizisten auf das Gelände des Jugend- und Kulturzentrums welches sich Spirale nennt. Wenn ich ehrlich bin, finde ich den Namen schon irgendwie cool.

Das letzte Mal war ich letztes Jahr hier, ebenfalls zu einem Jan Hegenberg Konzert, welches auch der Moment war, an dem ich mir vornahm dieses Jahr wieder dabei zu sein, immerhin hieß es, dass es das 20. Jubiläum ist. Dieses Jahr war es der Zusatztermin den ich wahrnahm denn das Hauptkonzert war bereits ausverkauft.
Aber ich schweife ab.

Wir biegen nach Links ab und bewegen uns auf eine Typische Stahlrahmen-Glastür zu, wie man sie normalerweise von Schulen kennt. Ich öffne die Tür und wir betreten das Gebäude, in welchem die Abendkasse gerade geschlossen wurde.
B. hat die Tickets dabei, also reihen wir uns einfach in die Schlange ein, welche gerade in dem Moment auch anfängt sich sehr langsam vorwärts zu bewegen. Der Einlass hat begonnen.

Unser weg führt uns langsam durch eine weitere Tür um die Ecke und dann die Treppe eine Etage nach oben. Dort angekommen sitzen Joschi und Hegi hinter einer weiteren solcher Tür an einem Tisch. Joschi checkt die E-Tickets, Jan (also Hegi) selbst sitzt neben ihm, stempelt die Leute ab und verkauft seinen Merch. Wir kaufen uns Shirts, dann betreten wir den kleinen Raum mit der Bühne, dessen Tür an der Wand liegt, an der auch Joschi und Hegi sitzen. Nachdem ich mir einen Platz in der ersten Reihe gesichert habe, gehe ich uns etwas zu trinken holen. Etwa eine Stunde warten wir auf den Konzertbeginn, die ersten Getränke sind natürlich längst leer bis dahin.

Um 21:30 ist es dann endlich soweit, Hegi und die Band betreten die Bühne und haben wie letztes Jahr ihr MacBook dabei. Arno, der Drummer hat sich wenige Tage zuvor die Schulter mehrfach gebrochen. (Letztes Jahr war Arno in Berlin auch nicht dabei, weil er Corona hatte, wodurch ein Insider für diese Shows entstanden ist.)
Hegi leitet das Konzert ein und der erste Song ist ’20 Jahre‘.
Während B. aufgrund seiner Körpergröße am Rand der Bühne vorne steht, stehe ich ziemlich mittig davor, aber immerhin erste Reihe. Das Publikum ist an dem Tag weniger als ich es vom letzten Jahr kenne, aber es ist eben die Zusatzshow. Lautstärke technisch halten wir aber locker mit dem ausgefüllten Raum mit.
Als nächstes folgen ein Paar echte Klassiker von Hegi.

Auf der Bühne wird zwischen den Ansagen auch reichlich Blödsinn verzapft und erzählt. Als ‚Fette Elfe‘ dann in der Rockversion angestimmt wird, tobt das Publikum. Es wird Party gemacht, aber hart.
Auf ‚Fette Elfe‘ folgt dann einer meiner Favoriten, ‚Trigardon‘, eine fantastische Ballade die ich sehr lieben gelernt habe und mir jedes Mal wieder Gänsehaut beschert.
Da der Übergang von ‚Fette Elfe‘ auf ‚Trigardon‘ nicht schon absurd genug war, folgt nun auf diese Ballade der Song ‚Schwing dat Ding‘.
Ein Paar Lieder später folgen einige weitere Favoriten, einer davon begleitet mich bereits seit meiner Teenagerjahre.
‚Einfach mal die Fresse halten‘ hat mir schon einige Busfahrten erleichtert und meine Stimmung gerettet. Auf diesen Klassiker folgt ‚Dalaran im Kreis‘ und jeder der Hegis Musik und diesen Song kennt, weiß was das heißt; Eine Polonaise bildet sich, ich mitten drin und es wird im Kreis durch den Raum gelaufen, wir Fans müssen dem Text ja gerecht werden. (Wer den Song nicht kennt, dem empfehle ich, diesen einfach anzuhören, fürs Verständnis).

Völlig fertig vom Mitlaufen lande ich am Ende des Songs wieder auf meinem Platz in der ersten Reihe vor der Bühne. Eine Verschnaufpause wurde mir nicht gegönnt, denn mit ‚Aber du hast gesagt, es wird geil!‘ folgt ein absoluter Party Song, zu dem ich natürlich auch abgehen muss, ich kann einfach nicht anders.
Völlig fertig, stehe ich also vor der Bühne, als Jan Balea ankündigt und das Publikum fragt, wer den Text kann, ein paar wenige, darunter auch ich, heben die Arme. Es folgt die Frage wer sich traut auf die Bühne zu kommen, alle Arme gehen wieder runter, auch meiner.
Hegi hakt erneut nach. Ein Mann aus dem Publikum wagt sich vor und betritt die Bühne. Mein Kumpel B. fuchtelt mit dem Arm und weißt auf mich, ich hadere mit mir selbst, ich kann den Text aber ich habe eine social anxiety. Trotzdem atme ich tief durch und hebe bei erneuter Nachfrage von Hegi den Arm, ich werde auf die Bühne gebeten und stehe vor Hegi auf der Bühne.

Er fragt mich nach meinem Namen, ich sage »Kayn.« Er: »Wirklich Kayn? Wo kommt der her?« Ich: »League of Legends.«, natürlich muss ich dabei schmunzeln. »Echt? Ist das Spiel schon so alt? Wie alt bist du?« – »25« – »Ne das kann nicht sein, das musst du erklären.« – Ich will zum erklären ansetzen doch Jan weißt mich an, das ganze doch ins Mikro zu sprechen. Ich wende mich ab, stelle mich vor das Mikro, welches etwa 30cm über meiner Kopfhöhe eingestellt ist. Das Lampenfieber beraubt mich gefühlt sämtlicher Gehirnzellen, also stehe ich dort, strecke die Arme in die Luft und springe hoch um zu signalisieren, dass das Mikro zu hoch eingestellt ist und mache mich damit voll zum Affen.

»Du kannst dir den Mikrofonarm auch runterziehen«, tönt es, doch bevor ich selbst dazu komme, greift jemand von hinten an mir vorbei und stellt mir den Arm ein. Ich erkläre wie mein Name Zustande kommt und oute mich damit direkt vor dem Publikum: »Ich bin Genderfluid und das ist der Name der zukünftig auf meinem Perso stehen wird.« – Jan: »Okay und sagst du ihn nochmal für alle?« – Ich: »Kayn.« – Jan: »Kayn, okay.«, gefolgt von kurzem Applaus.
Lampenfieber sei dank, habe ich den Text vergessen, also Frage ich Jan ob ich mir den Text raussuchen darf, da ich Hilfe brauche. Er: »Wie du brauchst Hilfe?! Ich hab doch gefragt… warte, ich hab mein Handy jetzt nicht bei…« – »Ich hab mein Handy.« – Jan: »Ja suchs dir raus, is okay. Wehe du sagst nachher ich hab falsch gesungen.« Wir diskutieren ein wenig hin und her während ich suche. Jan spricht mit R. der auf der anderen Seite auf der Bühne steht, ich kann den Text nicht raussuchen, mein Internet ist weg.
»Bist du bereit Kayn?«, fragt Jan wenige Momente später. »Ich hab kein Internet.«, sage ich, muss dabei verzweifelt lachen. Wenige Sekunden später wird mir ein Handy aus dem Publikum auf die Bühne gereicht. Es folgt Applaus für denjenigen. Während des Applaus realisiere ich, dass B. mich filmt und ich verdrehe die Augen (natürlich bin ich dankbar für die Aufnahmen aber in dem Moment war ich echt überfordert).
Dann erklärt Jan: »So wollen wir? Passt auf, ihr zwei singt zusammen und ich versuch dann die Melodie zu finden zwischen euch, weil ich glaub das wird hart genug.« Von mir folgt ein: »Ach du scheiße.«
Jan beginnt eine Melodie zu spielen. Jan: »Noch nicht.« [. . . . .] »Ne das war das Schlaflied, tschuldigung.« – Gelächter. Er wechselt die Melodie, aus dem Publikum ertönt ein: »Lets go Kayn!« gefolgt von Jan’s: »Jetzt geht’s los… Aqua / Sodium Laureth Sulfate…« (Hört euch den Text als Song an). R., Jan und ich singen gemeinsam diesen Zungenbrecher Song, meine Hand zittert und ich habe Angst, dass ich spontan das Handy fallen lasse (ist nicht passiert). R. stellt sich auch noch vor und dann kündigt Jan uns an: »Wenn man sagt euer Applaus, geht man von der Bühne. Euer Applaus!«
Der Applaus erklingt, sowohl R. als auch ich bleiben hilflos stehen, haben wohl beide nicht richtig verstanden, was Jan in der zweiten Hälfte des Satzes gesagt hat.
Jan daraufhin ganz heiser: »Sie bleiben stehen…« Er pausiert. »Ähm.« Jan lacht. »Das ist jetzt unangenehm… Also nochmal ganz kurz, ich sagte ‚Euer Applaus und dann geht man normalerweise von der Bühne…‘ Also; Euer Applaus!« Erneuter Applaus folgt, R. und ich heben die Arme wie Sieger in die Luft und verlassen während des Beifalls die Bühne, R. kommt direkt zu mir rüber, wir Umarmen uns, machen noch ein Selfie zusammen und gehen anschließend wieder auf unsere Plätze.
Ich bin nach dieser Szenerie immer noch vollgepumpt mit Adrenalin, habe immer noch nicht realisiert, dass ich gerade wirklich auf der Bühne bei Jan gestanden habe. Doch das Konzert geht weiter. Auf ‚Balea‘ folgt nun ‚Trendy Eistee‘.

Auch die folgenden Songs kann ich alle mitsingen. Bei ‚Die Allianz schlägt zurück‘ geht das Publikum erneut steil, denn es ist einer von Jans bekanntesten Songs. Nach dem Song wird Joschi auf die Bühne gerufen, weil Jan diesen Part hasst; Die Ankündigung des letzten Songs. Joschi kommt nach einigen Aufrufen endlich auf die Bühne, kündigt den letzten Song an, macht Werbung für den Merch und die CD’s von Hegi. Das Publikum buht ihn aus.
Als letztes spielen sie ‚Die Horde rennt‘, mit 9-Millionen Streams auf Spotify, ist das Jan’s wohl bekanntester Song. Das Publikum rastet nochmal richtig aus, ich natürlich auch. Dann verlassen Jan und die anderen die Bühne. Das Publikum stimmt an, die eine Hälfte: »ZU-GA-BE!«, die andere Hälfte antwortet mit: »DU SAU!« (Ja das ist normal auf diesen Konzerten, genauso wie: »Mus, Mus, Ap-fel-mus«, oder: »Mac – Book, Mac, Mac Book!« (Das MacBook Ding ist letztes Jahr in Berlin entstanden, da das MacBook quasi Arnos Rolle übernehmen musste und zwischendurch nicht getan hat was es sollte, was dazu führte, dass das Publikum das MacBook anfeuerte.))

Jan kommt erneut auf die Bühne und so wie das Publikum es wollte wird ‚Du Sau!‘ gespielt. Das tatsächlich letzte Lied ist dann, es könnte nicht passender sein, ‚Des Gamers Schlaflied‘. In den ruhigen Schlafliedpassagen, sitzt oder hockt das Publikum, in den schnellen Partystrophen wird getanzt und gefeiert. Doch jedes Konzert hat mal ein Ende und so verlassen Jan und die Band nach diesem Song und einer Verabschiedung endgültig die Bühne.

Ich gehe rüber zu B., er grinst mich an. Ich: »Ich stand bei Hegi auf der Bühne! Ich habs getan! Ich kanns immer noch nicht glauben.« – B.: »Musst du aber, ich habs auf Video.« Ich wiederhole mich am laufenden Band, kann immer noch nicht glauben, dass das wirklich passiert ist. R. und ich tauschen Nummern aus und quatschen, lassen auch nochmal gemeinsame Bilder von uns machen. Mit A. welcher mir sein Handy mit dem Text auf die Bühne gereicht hatte, tausche ich ebenfalls Nummern aus und wir quatschen noch etwas.

Dann begeben wir uns wieder nach vorne in den Raum wo Hegi sitzt, Merch verkauft und Autogramme gibt. B. holt uns etwas zu trinken, wir warten bis die meisten weg sind oder unten auf Hegi warten für Bilder. Ich lasse mein Shirt signieren welches ich mir gekauft habe und Hegi schreibt in mein Autogrammheft (ja ich habe sowas (seit kurzem)). Anschließend begeben auch wir uns nach unten. Immer noch wiederhole ich am laufenden Band ganz euphorisch die Phrase: »Ich stand bei Hegi auf der Bühne!« Die Jungs die bei uns in der Nähe stehen, loben mich, sagen mir, dass ich das toll gemacht habe. Selbst ich bin Stolz auf mich. Man fragt mich, wie es denn war, neben ihm auf der Bühne zu stehen, also erzähle ich von meiner social anxiety und dass ich bei der letzten Gelegenheit auf einem anderen Konzert die Chance verpasst habe auf der Bühne zu stehen und dass ich es dieses Mal nicht wieder bereuen wollte, also hab ich mich selbst überwunden.

Hegi kommt runter, wird aber direkt nach draußen verschleppt. Wir und einige Andere stehen weiterhin hier unten und warten eine Weile. Irgendwann beschließe ich, raus zu gehen um zu schauen, was sich da abspielt. Hegi wird draußen belagert, auch für Fotos. Jan bittet darum, dass wir eine Schlange bilden sollen und nach einer kurzen Weile, darf ich dann auch endlich wieder ein Foto mit ihm machen aber vorher bekomme ich eine Umarmung.
Ich bin neben Jan noch mehr Wurzelgnom als ich eh schon bin. Jan ist halt wirklich ein Riese. Nach den Fotos, gehe ich an die Seite, lasse die anderen auch ihre Fotos machen, beobachte das Treiben und sauge den Moment auf. Die meisten gehen nach ihrem Foto direkt. Als fast alle weg sind, frag ich Jan noch nach einem Selfie, welches ich auch bekomme. Wenig später geht Jan rein und löst die Situation auf. Wir machen uns auf den Weg Richtung U-Bahn Station, es regnet. A., welcher mir sein Handy geliehen hatte, schließt sich uns an, wir unterhalten uns.
Nach wenigen Minuten stehen wir in der warmen Luft, der trockenen U-Bahn Station Konstanzer Straße. A. steigt in seine U-Bahn welche wenige Minuten später einfährt.
B. und ich ziehen uns Käsekuchen aus den Snackautomaten und ich zieh mir noch einen Energy dazu. Noch immer habe ich nicht ganz realisiert, dass ich tatsächlich mit auf der Bühne stand.
Unsere U-Bahn, Richtung Rudow fährt ein. Wir steigen ein, ich werde getragen von der Euphorie des Konzerts und die Bahn bringt mich Heim.

Ihr wollt das Konzert nachhören? Hier meine Playlist: Hegenberg (Zusatz)Konzert Berlin 2024